Chronik
Vorgeschichte des Vereins
In der Weimarer Republik, zu Beginn der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, kamen die damaligen Schüler der Volksschule Oberdielbach zum ersten Mal mit dem Fußballsport in Berührung. Unter Hauptlehrer Kautzmann und Unterlehrer Bosch wurde auf der „Fasselwiese“ (Futterwiese für die Gemeindebullen, heute Baugebiet Breitenfeld) während der Schulzeit „wild“ Fußball gespielt. Dieses „wilde Fußballspielen“ wurde von den Jugendlichen und Erwachsenen bis Mitte der 30er Jahre fortgesetzt.
Man trug auch Fußballbegegnungen mit Nachbarmannschaften (z.B. Schollbrunn) aus und spielte bei Sportplatzeinweihungen. Als Sportplatzgelände diente auch die so genannte „Prillipswiese“ im Gewann Hardt in Oberdielbach. Die Fußballtore bestanden damals aus zwei Bohnenstangen mit einem Seil als Oberbegrenzung. Für verheiratete junge Männer war es u diesem Zeitpunkt verpönt, d.h. es entsprech nicht dem damaligen Sitten und Gebräuchen, Fußball zu spielen. Während des 2. Weltkrieges wurde so gut wie kein Fußballsport in Dielbach betrieben. Eine Fußballorganisation (Verein) bestand also vor und während des Zweiten Weltkrieges in Dielbach nicht.
Die historische Situation nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945 übernahmen die vier Siegermächte die Oberste Gewalt in Deutschland. So entstand von 1945 bis 1949 ein in vier Besatzungszonen aufgeteiltes und von den vier verschiedenen Militärregierungen beherrschtes Deutschland. Zu einer der erträglichsten Besatzungszone gehörte der amerikanische, zu welcher auch unserer Landkreis Mosbach und somit die Gemeinde [Ober-] Dielbach zählte.
Die Vereinsgründung
Am 24. Juni 1946 ersuchten die „Gründungsväter“ unseres Sportvereins, nämlich Oskar Schönig, Leo Schreck und Willi Heß alle wohnhaft in Oberdielbach, das amerikanische „Office of Military Government“ in Mosbach, eine Jugendorganisation gründen zu dürfen, mit dem Ziel der Pflege des Fußball-, Handballsports sowie der Leichtathletik. Diesem Ersuchen wurde von der amerikanischen Besatzungsmacht wohlwollend entsprochen und der Weg für die Vereinsgründung freigemacht.
Am 17. Juli 1946 (Gründungstag) etablierte sich der Verein unter dem Namen Sportverein Frisch-Auf mit Sitz in Oberdielbach. Abweichende Schreibweisen des Vereinsnamens, wie „Sportverein Dielbach“ oder „Frisch-Auf Oberdielbach“ sind aktenkundig. Dem Chronist sei es erlaubt, den Namen „Frisch-Auf“ dahin zu interpretieren, dass von diesem Moment der ersten Stunde eine gewisse Aufbruchsstimmung nach dem unseligen schrecklichen Weltkrieg ausgegangen sein mag. Dies wird belegt durch die Äußerung des Vereinsgründers Leo Schreck mit den Worten: „Wir wollen wieder Sport treiben!“ Die Vereinsgründer mussten vor der Militärbehörde persönliche Integrität nachweisen. Sie durften keine Parteimitglieder der NSDAP, Anhänger des Nationalsozialismus oder als Militaristen ein Amt oder eine führende Stellung inne gehabt haben. Die „Gründerväter“ unseres Sportvereins verabschiedeten 1946 eine Vereinssatzung, d.h. sie gaben dem Verein eine Verfassung, ein Grundgesetz. Darin wurden der Vereinsname, die Vereinsfarben (blau/weiß), der Zweck und die Ziele des Vereins, die Vereinsorgane, Rechte und Pflichten der Mitglieder und Aktiven sowie andere verbindliche Richtlinien aufgestellt. Diese erste Satzung wurde am 17. Februar 1948 unter Vorsitz von Herbert Grunert neu gefasst. Damals trafen sich sportbegeisterte junge Menschen aus Ober- und Unterdielbach im Vereinslokal „Linde“ zu Oberdielbach. Diese beide Satzungen und auch das Gesuch an die Militärbehörde sind die ältesten Dokumente unseres Vereins.
Die ersten Vorstandschaften
Die erste Vorstandschaft war identisch mit den Vereinsgründern. Den 1. Vorstand hatte Oskar Schönig, den 2. Vorstand Leo Schreck, inne. Als Schriftführer fungierte Willi Heß. Die Zweite Vorstandschaft, die von 1947 bis 1949 im Amt war, stand unter Verantwortung von Willi Heß. Er war auch von Beginn der Vereinsgründung an die treibende Kraft im Sportverein. Den Zeitzeugen ist deutlich in Erinnerung, dass er sogar zu Fuß von Dielbach bis nach Mosbach gegangen ist, um interne Vereinsangelegenheiten persönlich beim Badischen Sportbund (Fußballverband) zu regeln. Die dritte Vorstandschaft wurde geführt von 1950 bis 1951 von Willi Schölch.
Die Geschicke der vierten Vorstandschaft leitete Adam Helm von 1951 bis 1952, während die fünfte Vereinsführung von 1952 bis 1953 unter der Leitung des „Lindenwirts“ Adam Haas stand. Vom 1. Januar 1954 bis 10. Mai 1958 wurde der Sportverein von Philipp Bauer geleitet. Er galt als „Mann der Tat“ und war wegen seines kameradschaftlichen Verhaltens im Verein sehr beliebt. Diese Datenerhebungen gehen aus den Statistiken des Badischen Sportbundes über die Vereinsführung hervor.
Die Vereinsgeschichte in der Zeit von 1946 bis 1958
Zur Zeit der Vereinsgründung verfügte der Sportverein über einen Fußball, den man im Tauschhandel (Naturalien wie Korn oder Kartoffeln gegen Fußball) aus Mannheim erworben hatte. Solche Vorgänge nannte man seinerzeit Kompensieren, was nichts anderes als ausgleichen bedeutet. Ein Trikotsatz stand den Spielern zu Verfügung. Diese Trikots wurden aus Militärfahnen von den Spielermüttern genäht. Gespielt wurde mit Sportschuhen (Kickschuhen), die mit Stahlkappen versehen waren und mit geschnürten Fußbällen. Als Sportplatz diente zunächst das unwegsame Gelände im so genannten Gemeindestrich (links der Verbindungsstraße zum heutigen Schützenhaus, aus der Ortsmitte her gesehen, liegend). Nach dem Pachtvertrag vom 1. Januar 1947 zwischen den Vereinsparteien SV Dielbach und Adolf Braun wurde das Grundstück Lgb.-Nr. 1217 neues Sportplatzgelände. Hier liegt auch der heutige Sportplatz. Seine Ausmaße betrugen 90m Länge und 45m Breite. Holztore waren zu der Zeit Standard. Als Vereinslokal diente „Linde“ in der Ortsmitte von Dielbach.
Zu den Auswärtsspielen fuhr man mit einem Viehtransport-Lkw (Spieler und Zuschauer) des Transportunternehmens Waldi Bauer. Die Brüder Waldi und Artur Bauer wechselten sich ab und bestritten die Treibstoffkosten des Holzvergasers selbst. Auch mit Fahrrädern oder zu Fuß bewegte man sich zu den Auswärtsspielen.
Nach der Währungsreform 1948 verfügte der Verein über eine eigene Theatergruppe unter Leitung von Else Rassow (Künstlerin und Schauspielerin).Zur Auffrischung der Vereinskasse wurde in der Gaststätte „Wolfsschlucht“ in Unterdielbach Theater gespielt.1948 wurde eine Damenhandballmannschaft gegründet, die jedoch nur drei Jahre bestand. Sportlich gesehen verfügter der Verein über eine 1. und 2. Seniorenmannschaft und wurde in der Saison 1950/51 Staffelmeister der B-Klasse. Der Aufstieg in die A-Klasse wurde jedoch verpasst. In der Zeit von 1946 bis 1958 spielte die Seniorenmannschaft in der B-Klasse Odenwald bzw. Neckartal (Kreisklasse) eine untergeordnete Rolle. Seit 1955 besaß der Verein eine Jugendmannschaft und ab 1957 eine Schülermannschaft. Am 31. Januar 1955 wurde die Vereinssatzung dahingehend geändert, dass man die Wahlperiode des Vorstandes von bisher einem Jahr auf zwei Jahre ausweitete. Der Gesamtmitgliederstand in jener Zeit bewegte sich zwischen 50 und 60 Personen. Ferner herrschte ein reges Vereinsleben mit großer Geselligkeit.
Der Verein unter der Vereinsführung von Edwin Bauer (1958 – 1962)
Am 10. Mai 1958 löste Edwin Bauer seinen älteren Bruder Phillip als Vereinsvorsitzenden ab. Mit Edwin Bauer kam ein Mann an die Vereinsspitze, der als gelernter Kaufmann schon von 1951 bis 1958 Schriftführer gewesen und mit dem Innenleben des Vereins bestens vertraut war. Zwischen 1960 und 1962 diente das Gasthaus „Rose“ als Vereinslokal, im dortigen Saal wurde auch teilweise trainiert. Unter der Regie von Edwin Bauer und dem 2. Vorsitzenden Franz Döring wurde mit der Gemeinde Oberdielbach, insbesondere mit Bürgermeister Weis, Gespräche über einen Sportplatz- und Sportheimneubau geführt. Man traf auf eine dem Fußballsport freundlich und verständnisvoll gesinnte Gemeindeverwaltung. Bürgermeister Weis sicherte die Finanzierung der Neubauvorhaben zu. Die Planungen für beide Projekte wurden in die Wege geleitet; es erfolgte die Zusammenlegung der Flurstücke Nr. 1217 und 1218. Mit dem Sportplatz- und Sportheimneubau konnte 1960 begonnen werden.
Sportliche Erfolge des Vereins fallen in diese Zeit. In der Saison 1958/59 wurde der SV Dielbach Staffel-Kreismeister der B-Klasse sowie Kreispokalsieger. Damit war der Aufstieg in die A-Klasse unter Dach und Fach gebracht. Für sieben Jahre straffreies Spielen wurde der Verein vom Badischen Fußballverband ausgezeichnet. Die Amtszeit von Edwin Bauer endete am 19. Mai 1962. Unter seiner Führung, so ist zusammenfassend zu sagen, hat der Verein einen gewaltigen Entwicklungsschub nach vorne gemacht.
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